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Restauration

Die Wiederauferstehung des TV-Ideal

Der Cap Job ist nicht geglückt. Wie im letzten Artikel angekündigt geht es jetzt darum, den TV-Ideal durch einen kompletten Tausch des Innenlebens wiederzubeleben.

In meinem letzten Blogpost habe ich den groben Schlachtplan schon zurechtgelegt: Als erstes musste der Automat ausgeschlachtet werden. Ganze Zwei Kisten wurden am Schluss vom Kabelbaum, den ganzen Zwischen- und Adapterplatinen sowie dem Trafo eingenommen. Ganz zu Schweigen von der durchgebrannten Röhre.

Der nächste Schritt bestand darin, den JVC 21″-Röhrenfernseher aus seinem Plastikgefängnis zu befreien.

Glücklicherweise war dies mit dem Lösen weniger Schrauben und ganz wenigen Klickverbindungen erledigt. Hier kann sich heutige Elektronik eine grosse Scheibe von abschneiden. Wer schon mal einen modernen Laptop auseinander nehmen musste könnte eine ganze Arie in 6 Akten darüber aufführen.

Nun kam ein etwas kniffliger Teil, die Röhre samt Chassis sanft aus dem Gehäuse zu heben. Natürlich habe ich dazu die Röhre zuerst entladen. Ebenfalls war es nötig verschiedene Kabel beispielsweise für die Lautsprecher zu entfernen. Mit etwas Mühe war das ungetüm schliesslich aus dem Plastikgehäuse befreit.

Auf einem kleinen Transportwagen welcher früher einmal als Minibar genutzt wurde konnte ich das Fernseherinnenleben schliesslich bequem zum Autoamten chauffieren.

Von Anfang an entschied ich mich dagegen, das Chassis von der Röhre zu entfernen und die ganzen Kabel zu entfernen. Die ganzen Stecker waren teilweise ziemlich klein und auf dem Chassis nicht angeschrieben. Aufgrund der zum Teil recht kurzen Kabel war fotografieren auch sehr schlecht möglich. Ich entschied mich somit, die Röhre mit an den Kabel hängenden Chassis vorsichtig von Oben in den Automaten zu heben. Zwei mal machte ich dies alleine und musste die Röhre dann wieder entfernen.

Obwohl es sich beim Fernseher um ein 21″ Modell handelte, war die Röhre selbst etwas grösser als die Alte. Beim Fernseher ist alleine der sichtbare Teil 21″ gross, bei der Automatenröhre jedoch der ganze Monitor.

Dies hinderte mich aber keineswegs, denn was nicht passt wird passend gemacht. Mit einer oszillierenden Multifunktionssäge trug ich an den betroffenen Stellen in zwei Anläufen genug Material ab, um die Röhre passend im Rahmen zu platzieren.

Insgesamt musste ich die Röhre 4 mal in das Gehäuse heben und vorsichtig wieder herausheben und dabei darauf achten, dass das an den Kabeln hängende Chassis nicht eingeklemmt wird und sozusagen vor der Röhre den Innenraum des Automaten erreicht. Auch das Herausheben war nicht weniger nervenaufreibend wenn nicht gar elektrisierend, denn eine Ecke des Chassis, so merkte ich schnell, wischt einem ganz ordentlich eins, wenn man es anfasst. Von nun an würde ich immer mit Gummihandschuhen arbeiten, da ich schon ein paar mal von diversen Chassis eins geballert bekommen habe.

Ab dem zweiten Mal Hinein und Herausheben holte ich mir schliesslich zwei helfende Hände, was die ganze Aktion massiv vereinfachte.

Nun stellte sich die Frage, wie der Monitor im Gehäuse befestigt werden soll. An der oberen Kante auf dem Bild ist es zu sehen: originalerweise waren diese Metallplatten dafür verantwortlich. Diese hatten auf der unteren Platte nun nicht mehr Platz. Dies war allerdings kein Problem, meine Lösung bestand darin, neue Löcher innerhalb der Befestigungsösen des Monitors zu bohren und diesen dort mithilfe der Original Schrauben und Flügelmuttern zu befestigen.

Der Monitor sass nun bombenfest an seinem Platz und es war die Zeit gekommen, das Chassis im Innenraum zu befestigen. Dabei stellte sich schnell heraus, dass die Kabel des Degauss-Drahtes zu kurz geraten war. Dies wurde kurzerhand verlängert. Dabei habe ich es etwas zu gut gemeint und wohl eine viel zu lange Leitung fabriziert, aber darauf komme ich später zu sprechen.

Das Chassis wollte ich dann mit selbstklebenden Platinenfüssen auf der Rückseite des alten Montagebrettes befestigen, jedoch waren die von mir bestellten Füsse etwas zu klein. Deshalb verwendete ich kurzerhand Platinenfüsse welche mit normalen Schrauben befestigt werden kann. Dabei achtete ich darauf, die “geladene Ecke” des Chassis nicht zu befestigen, sodass man diese bei der Demontage möglichst nicht anfassen muss.

Nun fanden auch die Spielplatine, den RGB zu Scart Adapter sowie der Jamma Kabelbaum den Weg in den Automaten. Ebenfalls schraubte ich eine hundskommune Steckerleiste an die Rückwand des Automaten.

Etwas einen ganzen Tag dauerte alleine das Entwirren und verdrahten mit dem Jamma Kabelbaum. Da bei meinem Billig-Chinaschrott-Kabelbaum nicht die richten Flachsteckhülsen gecrimpt wurden und ich am Sonntag keine passenden kaufen konnte, verlötete ich die ganze Controlpanel kurzerhand. Dies war nicht weiter schlimm, da ich im nächsten Durchlauf sowieso andere Joysticks und Buttons einbauen werde.

Nun mussten noch verschiedene Kabel angeschlossen werden, beispielsweise der Münzschalter, der RGB zu SCART Adapter und die Stromversorgung für die Spielplatine.

Hier entschied ich mich für ein normales PC Netzteil. Jedoch habe ich in der Zwischenzeit erfahren, dass dies äusserst gefärlich ist, da ein PC Netzeil im Falle eines Kurzschlusses einfach weiterläuft und ein Feuer entfachen kann. Deshalb werde ich diese Lösung sobald wie möglich durch ein richtiges Arcade-Netzteil ablösen. Trotzdem möchte ich meine Lösung gerne meine hier zeigen.

Die 5V und 12V und Ground Kabel des Jamma Kabelbaums lötete ich an einen weiblichen 4PIN Molex Stecker.

Dieser Stecker kann an ein ganz normales PC Netzteil angeschlossen werden. Doch damit dieses überhaubt Strom liefert, muss es eingeschaltet werden. Dies kann durch Überbrücken von PIN 4 und PIN 5 am ATX Stecker erreicht werden. Hierzu eignet sich eine ganz normale Büroklammer.

Wer sich über diese Methode genauer informieren möchte, so habe ich hier eine schöne Anleitung gefunden:


Klick

Ursprünglich wollte ich für die Lautsprecher ja noch einen kleinen Verstärker einbauen, jedoch fand ich heraus, dass Jamma Platinen bereits ein Line Level Signal ausgeben und einen Potentiometer onboard haben. Also beliess ich es vorerst dabei.

Zu guter letzt legte ich noch einen LED Streifen hinter das Marquee und schloss alles an der Steckerleiste an. Der TV-Ideal war nach mehrjähriger Verdammnis wiederauferstanden!

Die Wiederauferstehung des TV Ideal

Dieses Projekt hat mir bis jetzt schon sehr viel Freude bereitet, jedoch geht es noch weiter.

In einem nächsten Durchlauf wird der Automat von aussen wie auch inne verschönert und mit neuen Buttons und Joysticks ausgestattet. Die LEDs werden sauber montiert. Ausserdem versuche ich das derzeitige Degauss-Problem zu lösen, was im Moment dazu führt, dass ich die Bildröhre bei jedem einschalten “von Hand” mit einem Magneten entmagnetisieren muss.

Abschliessend noch ein Bild des TV-Ideal in seiner ganzen Pracht:

Ich hoffe, Ihr freut euch genau wie ich auf das nächste Kapitel.

2 Anworten auf „Die Wiederauferstehung des TV-Ideal“

Thank you Alex. I’m sure there was a fair share of luck involved as well. Reconnecting the anode wire was very scary in this small cab. Thanks for the feedback.

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