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Roadtrips

Irrfahrt um den Bodensee

Holzfurnier und Stammtischsprüche

Es war wohl irgendwann im Sommer 2015 als ich gerade meine Informatiker Lehre abgeschlossen hatte und erst einmal arbeitslos war. Trotzdem entschied ich mich, mein letztes Geld in zwei TV Ideal Automaten zu stecken, welche laut Ebay Kleinanzeigen in Friedrichshafen am Bodensee abzuholen wären.

TV Ideal war ein deutsches Universal Cabinet, wie sie in Europa weit verbreitet waren, welches dank des erschwinglichen Preises ein gutes Anfängerprojekt sein würde.

Nachdem ein Termin gefunden und ein Transporter gemietet wurde, fuhren ich und mein Bruder nach dem Mittag los (ich konnte zu dieser Zeit noch gar nicht Auto fahren). Meine Routenplanung führte über einen österreichischen Teilabschnitt nach Lindau und dann weiter nach Friedrichshafen.

Ja kein Pickerl lösen!

Als dann langsam die Ausfahrt näher kam und ich sagte, dass wir nun auf die österreichische Autobahn müssten, meinte mein Bruder, da das Pickerl ja teuer und Benzin vergleichsweise günstig wäre und dass wir lieber die Mautstrecke vermeiden sollten. Ich schlug vor, die Fähre in Romanshorn zu nehmen doch er meinte dann, dass es nicht viel länger dauern würde, über Konstanz zu fahren. Da ich diese Strecke gar nicht auf dem Plan hatte und ich zu dieser Zeit sowieso nicht sehr überzeugungsstark war fuhren wir schliesslich an beiden Ausfahrten vorbei. Das Problem dabei: Mein Bruder verwechselte Friedrichshafen mit Ludwigshafen, welches tatsächlich zeitlich keinen grossen Unterschied gemacht hätte. Schliesslich umrundeten wir dann in der brütenden Sommerhitze in unserem Ford Transit ohne Klimaanlage praktisch den ganzen Bodensee. Fahrtzeit laut Google: 2 Stunden 33 Minuten.

Mit dem Transporter durch die deutsche Pampa

Ein grosses Problem eröffnete uns ziemlich genau, nachdem wir die Grenze passiert hatten: Ich hatte kein Netz und somit keine Navigation mehr! Die Roaminggebühren zu dieser Zeit waren horrend und dazu kam auch noch, dass mein Handy nur noch wenig Akku hatte, deshalb stellte ich es irgendwann ab, um es später noch verwenden zu können. Bis nach Friedrichshafen konnten wir gut nach den Schildern fahren, danach wurde es aber schwierig. Nicht etwa, weil Friedrichshafen so gross war, sondern dass der Automat irgendwo ausserhalb Friedrichhafens stand. So begann die wilde Irrfahrt durch die ländliche Einöde.

Wir waren insgesamt sicher über eine Stunde damit beschäftigt, in der Gegend umherzufahren um den Namen des Weilers irgendwo auf einem Wegweiser oder Strassenschild zu führen. Ich war zu dieser Zeit noch nie auf deutschen Landstrassen unterwegs und mir wurde langsam klar, dass wohl der grösste Teil Deutschlands genau so aussehen würde: Spärliche Beschilderung, tausend winzige Weiler und Ortschaften und alles sah irgendwie gleich aus, wenn auch zugegeben sehr malerisch.

Als wir schliesslich sicher waren, es müsste irgendwo in der Nähe sein, rief ich den Verkäufer an, um ihn zu fragen, wo wir hinfahren müssten. Der arme Kerl hätte eigentlich Pläne gehabt und musste diese absagen, da wir ihn über 3 Stunden hatten warten lassen. Er nahm es aber sehr locker. Nochmals vielen Dank dafür. Tatsächlich wusste er auch ungefähr, wo wir waren. Er kam uns mit dem Motorrad abholen und so fuhren wir ihm hinterher zu einem Weiler mit ein paar wenigen Häusern und Ställen.

Sesam öffne dich!

Der Verkäufer führte uns schliesslich in einen Stall und wir mussten nicht schlecht staunen: Es waren bestimmt etwa 10 Oldtimer in diesem Stall eingelagert, von Porsche bis Jaguar und in einer Ecke die zwei TV Ideal Automaten und ein Jaleco Big Run, ein Automat aus dem Jahre 1989, welches damals schon durch eine relativ gute Pseudo-3D Grafik bestach. Leider liess das Budget nicht zu, diesen Automaten auch noch mitzunehmen.

Nachdem wir die beiden Automaten kurz getestet hatten, verluden wir sie und machten uns wieder auf den Heimweg. Da es langsam Abend wurde und wir Hunger hatten, hielten wir auf dem Rückweg bei einer “Kaufmarkt” Filiale und holten uns ein LKW (Leberkäsweggle) sowie ein paar Getränke und eine Flasche Pfeffi.

Auf zu alten Ufern

Da wir keine Lust hatten, den Bodensee nochmals zu umrunden und wir partout kein Pickerl kaufen wollten, entschieden wir uns die Fähre Friedrichshafen-Romanshorn zu nehmen. Gerade als wir ablegten ging die Sonne langsam unter und es wurde spürbar kühler, was wir sehr angenehm fanden. Die 30-minütige Überfahrt war sehr schön und ich nahm mir darauf hin vor, unbedingt mal eine Bodensee Rundfahrt zu machen.

Von Romanshorn hatten wir nun noch etwa 40 Minuten bis nach Hause, wo wir die Automaten ausluden und erst einmal in die Garage stellten. Anschliessend brachten wir unseren Transporter wieder zurück und gegen ca 23:30 waren wir schliesslich zu Hause. Wir beide waren von der Hitze und der langen Fahrt sehr müde, aber da nun endlich akzeptable Temperaturen herrschten verbrachten wir noch etwas Zeit auf dem Gartensitzplatz mit unseren Verwandten, welche auf Besuch waren und stiessen schliesslich mit dem Pfeffi an.