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Sonntagsausflug nach Zürich für einen Arcade Spieltisch

Mein erstes Cocktail Cab

Nachdem ich kurz vor dem Jahreswechsel gratis an einen fast vollständigen Nintendo Cruis’n World gekommen war hat es mich wieder gepackt. Wieder war ich auf der Suche nach günstigen Automaten, jedoch sollte die Abholung ohne Transporter möglich sein. So stiess ich auf dieses zugegebenermassen etwas in Mitleidenschaft gezogenes Cocktail Cab, welches mich sofort interessierte:

Nachdem ich beim Verkäufer die Masse abklären konnte war das Gebot abgegeben. Auf den ersten Blick erinnerte mich der Automat an einen etwas verbastelten Atari Space Invaders, als ich die beiden Automaten dann verglich stellte ich fest, dass es sich mit Sicherheit nicht um einen Space Invaders handelte, auch wenn man sich das drangepappte Control Panel dazudachte. Ich verbrachte einige Stunden damit, verschiedene ähnliche Automaten zu vergleichen und fand keine Übereinstimmung. Ausserdem fand nur sehr wenige Spiele in der MAME-Datenbank, welche mit einem horizontalen Monitor mit zwei Spielern und jeweils drei Buttons gespielt werden können.Ich würde wohl einfach der Verkäufer fragen, ob er mehr darüber wusste.

Züri tropft!

An einem regnerischen Sonntagmorgen im Februar 2020 machte ich mich zusammen mit meinem Bruder dann auf den Weg nach Zürich, um den Arcade Spieltisch abzuholen. Vor einer Garageneinfahrt begrüsste uns der Verkäufer und seine Frau und begaben uns sogleich zum Automaten, welcher eine interessante Vorgeschichte vorzuweisen hatte. Der Verkäufer erzählte mir, dass er den Automaten aus einem Nachtclub gerettet habe. Irgendwann war dort wohl, ein Getränk darüber geschüttet worden, welches sich sofort ins Gehäuseinnere verflüchtigte. Danach wurde der Automat in irgend einen Keller gestellt und jahrelang dort gelassen. Der Innenraum sei extrem versifft gewesen und es war mit sehr viel unangenehmer Arbeit verbunden, den Automaten zu reinigen. Da hat er aber einen super Job gemacht, denn der der Automat war jetzt sehr sauber. Ich bin ihm auf jeden Fall sehr dankbar dafür, dass er diese ekelerregende Arbeit bereits erledigt hat.

Und was ist es nun?

Als er den Automaten geholt hat war anscheinend New Zealand Story darin verbaut und nhand des Typenschilds und eines Aufklebers liess sich herausfinden, dass der Automat in Holland im Auftrag von JH-Products gefertigt wurde und von der Novomat AG importiert wurde. Eine Internetrecherche brachte dann auch nicht wirklich mehr Informationen zu Tage. Der Eintrag der Firma Novomat AG wurde im Jahre 2006 aus dem Handelsregister gelöscht und die deutsche JH-Products GmbH besteht heute noch und handelt mit verschiedenen Spielwaren. Bei der Novomat AG konnte man mit der Waybackmachine bis 1998 zurück, jedoch war von dem Automaten nichts zu finden. Bei der JH-products GmbH war dies nur bis 2011 möglich und auch dort war natürlich von diesem Cocktail Cab keine Spur mehr zu finden, da diese sich längst in andere Produktsegmente vertieft hatten.

Ich würde mich damit abfinden müssen, dass ich irgend ein europäisches, generisches Unicab Cocktail gekauft habe. Eventuell könnte ich mich mit diesem Blogs ja auf Unicabs spezialisieren? Wir werden sehen..

One for the road please!

Der Verkäufer erzählte mir, dass er ausschliesslich Cocktail Cabs besitzt, diese jedoch aufgrund eines Umzuges verkaufen muss. Unter anderem habe er einen Original Nintendo Space Fever, bei welchem er noch auf der Suche nach den Metall -Eckstücke zur Fixierung der Glasscheibe ist. Diese seien sehr schwer zu finden. Falls jemand diese hätte oder weiss wo er diese herbekommen könnte, schreibt doch einen Kommentar oder ein Mail, ich werde dies gerne weiterleiten.

Der Automat war schliesslich schnell verladen und pünktlich zur Mittagszeit waren wir wieder zu Hause, wo wir den Automaten in den Abstellraum meiner Eltern stellten und dann ein zum Regenwetter passendes Raclette genossen.

Erstens: Es kommt immer anders

Etwa einen Monat nach der Abholung kontaktierte mich der Verkäufer per E-Mail. Er hatte Bilder gefunden, bevor das Glas kaputt gegangen war und das ganze half mir ungemein:

Zum einen wurde mir klar, dass ich das Originalglas wohl nicht so einfach nachbauen können werde, zum einen ist zu sehen, dass der Automat unter der Marke “Royal Video” gehandelt wurde. In meiner Erinnerung hatte der Verkäufers des Hang-Ons einen Royal Video Automaten, welcher laut seiner Meinung vom deutschen Hersteller “Loewen” stammen sollte. Da ich nun neues Material zum Recherchieren hatte, fand ich heraus, dass dieser vom holländischen Hersteller “JVH” Stammt. Das Logo auf dem Typenschild sollte also “JVH Products” darstellen und nicht “JH Products”, ich habe also die komplett falsche Firma recherchiert.

Zweitens: Als man denkt

Die JVH gaming products BV stellte viele sehr schöne meist in rot gehaltene Universalcabs für den europäischen Markt her. Besonders cool finde ich das Royal Video Special Modells, dass vom Design an die japanischen Candy Cabs (z.B Sega Blast City) angelehnt. So einen würde ich mir gerne in den Hobbyraum stellen 🤩

In der Schweiz wurden diese Automaten also von der Novomat AG von JVH Products importiert. Ein Gigant in der Unterhaltungs und Casinobranche war und ist heute noch die Novomatic AG, auch hier herrscht akutes Verwechslungspotential. Im Jahre 2013 übernahm diese die JVH Gruppe in Holland, somit könnte ich dort eventuell an technische Informationen zu meinem Cocktail kommen. Einen Versuch wäre es auf jeden Fall wert.

Während meiner Recherche fand ich verschiedene Threads zu genau meinem Cocktail in einem französischsprachigen Forum, wo unter anderem auch erwähnt wurde, dass diese wohl nicht sehr häufig anzutreffen waren. Wenn ich nun noch das Glas hätte, hätte ich mir bei meinem Sonntagsausflug wohl eine echte Rarität geangelt. Die Chancen, ein solches Glas aber zu finden stehen wohl eher schlecht, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

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Irrfahrt um den Bodensee

Holzfurnier und Stammtischsprüche

Es war wohl irgendwann im Sommer 2015 als ich gerade meine Informatiker Lehre abgeschlossen hatte und erst einmal arbeitslos war. Trotzdem entschied ich mich, mein letztes Geld in zwei TV Ideal Automaten zu stecken, welche laut Ebay Kleinanzeigen in Friedrichshafen am Bodensee abzuholen wären.

TV Ideal war ein deutsches Universal Cabinet, wie sie in Europa weit verbreitet waren, welches dank des erschwinglichen Preises ein gutes Anfängerprojekt sein würde.

Nachdem ein Termin gefunden und ein Transporter gemietet wurde, fuhren ich und mein Bruder nach dem Mittag los (ich konnte zu dieser Zeit noch gar nicht Auto fahren). Meine Routenplanung führte über einen österreichischen Teilabschnitt nach Lindau und dann weiter nach Friedrichshafen.

Ja kein Pickerl lösen!

Als dann langsam die Ausfahrt näher kam und ich sagte, dass wir nun auf die österreichische Autobahn müssten, meinte mein Bruder, da das Pickerl ja teuer und Benzin vergleichsweise günstig wäre und dass wir lieber die Mautstrecke vermeiden sollten. Ich schlug vor, die Fähre in Romanshorn zu nehmen doch er meinte dann, dass es nicht viel länger dauern würde, über Konstanz zu fahren. Da ich diese Strecke gar nicht auf dem Plan hatte und ich zu dieser Zeit sowieso nicht sehr überzeugungsstark war fuhren wir schliesslich an beiden Ausfahrten vorbei. Das Problem dabei: Mein Bruder verwechselte Friedrichshafen mit Ludwigshafen, welches tatsächlich zeitlich keinen grossen Unterschied gemacht hätte. Schliesslich umrundeten wir dann in der brütenden Sommerhitze in unserem Ford Transit ohne Klimaanlage praktisch den ganzen Bodensee. Fahrtzeit laut Google: 2 Stunden 33 Minuten.

Mit dem Transporter durch die deutsche Pampa

Ein grosses Problem eröffnete uns ziemlich genau, nachdem wir die Grenze passiert hatten: Ich hatte kein Netz und somit keine Navigation mehr! Die Roaminggebühren zu dieser Zeit waren horrend und dazu kam auch noch, dass mein Handy nur noch wenig Akku hatte, deshalb stellte ich es irgendwann ab, um es später noch verwenden zu können. Bis nach Friedrichshafen konnten wir gut nach den Schildern fahren, danach wurde es aber schwierig. Nicht etwa, weil Friedrichshafen so gross war, sondern dass der Automat irgendwo ausserhalb Friedrichhafens stand. So begann die wilde Irrfahrt durch die ländliche Einöde.

Wir waren insgesamt sicher über eine Stunde damit beschäftigt, in der Gegend umherzufahren um den Namen des Weilers irgendwo auf einem Wegweiser oder Strassenschild zu führen. Ich war zu dieser Zeit noch nie auf deutschen Landstrassen unterwegs und mir wurde langsam klar, dass wohl der grösste Teil Deutschlands genau so aussehen würde: Spärliche Beschilderung, tausend winzige Weiler und Ortschaften und alles sah irgendwie gleich aus, wenn auch zugegeben sehr malerisch.

Als wir schliesslich sicher waren, es müsste irgendwo in der Nähe sein, rief ich den Verkäufer an, um ihn zu fragen, wo wir hinfahren müssten. Der arme Kerl hätte eigentlich Pläne gehabt und musste diese absagen, da wir ihn über 3 Stunden hatten warten lassen. Er nahm es aber sehr locker. Nochmals vielen Dank dafür. Tatsächlich wusste er auch ungefähr, wo wir waren. Er kam uns mit dem Motorrad abholen und so fuhren wir ihm hinterher zu einem Weiler mit ein paar wenigen Häusern und Ställen.

Sesam öffne dich!

Der Verkäufer führte uns schliesslich in einen Stall und wir mussten nicht schlecht staunen: Es waren bestimmt etwa 10 Oldtimer in diesem Stall eingelagert, von Porsche bis Jaguar und in einer Ecke die zwei TV Ideal Automaten und ein Jaleco Big Run, ein Automat aus dem Jahre 1989, welches damals schon durch eine relativ gute Pseudo-3D Grafik bestach. Leider liess das Budget nicht zu, diesen Automaten auch noch mitzunehmen.

Nachdem wir die beiden Automaten kurz getestet hatten, verluden wir sie und machten uns wieder auf den Heimweg. Da es langsam Abend wurde und wir Hunger hatten, hielten wir auf dem Rückweg bei einer “Kaufmarkt” Filiale und holten uns ein LKW (Leberkäsweggle) sowie ein paar Getränke und eine Flasche Pfeffi.

Auf zu alten Ufern

Da wir keine Lust hatten, den Bodensee nochmals zu umrunden und wir partout kein Pickerl kaufen wollten, entschieden wir uns die Fähre Friedrichshafen-Romanshorn zu nehmen. Gerade als wir ablegten ging die Sonne langsam unter und es wurde spürbar kühler, was wir sehr angenehm fanden. Die 30-minütige Überfahrt war sehr schön und ich nahm mir darauf hin vor, unbedingt mal eine Bodensee Rundfahrt zu machen.

Von Romanshorn hatten wir nun noch etwa 40 Minuten bis nach Hause, wo wir die Automaten ausluden und erst einmal in die Garage stellten. Anschliessend brachten wir unseren Transporter wieder zurück und gegen ca 23:30 waren wir schliesslich zu Hause. Wir beide waren von der Hitze und der langen Fahrt sehr müde, aber da nun endlich akzeptable Temperaturen herrschten verbrachten wir noch etwas Zeit auf dem Gartensitzplatz mit unseren Verwandten, welche auf Besuch waren und stiessen schliesslich mit dem Pfeffi an.